Schüler
Wir sind eine außergewöhnliche Schule mit besonderen Schülern.
Hier einige Beispiele:
Manni ist 12 Jahre alt
Das Leben in seiner Familie ist geprägt von Gewalt und Unterdrückung. Wir Lehrer erleben ihn als wandelndes Pulverfass. Der Junge braucht viele Angebote, die ihm helfen, seine angestauten Aggressionen so zu steuern, dass sie seinen Mitschülern und Lehrern nicht schaden.
Petra ist 14 Jahre alt
Sie wurde über einen langen Zeitraum hinweg von einem nahen Verwandten missbraucht. Ihre verschlüsselten Hilferufe aber nahm jahrelang niemand zur Kenntnis. Das Überleben in dieser schlimmen Situation verbrauchte so viel Energie, dass Petra die Kraft für die allgemeine Schule ausging.
Tarek ist 9 Jahre alt
Seine Eltern sagen von sich selbst, dass sie nicht wissen, wie man Kinder erzieht. Zu Hause darf er alles, bekommt keine Grenzen gesetzt.
Peter ist 11 Jahre alt
Nach 6 Jahren Misserfolg in Grund- und Hauptschule – am Ende standen häufiges Schwänzen und Zuspätkommen – fasst er bei uns in Klasse 5 langsam Tritt.
Verena ist 6 Jahre alt
Sie leidet am ADHS-Syndrom: Sie kann keine 5 Minuten ruhig auf ihrem Stuhl sitzen, sich nur kurz auf ihre Arbeit konzentrieren. Sie ist extrem impulsiv. Ihre Verhaltensweisen stören den Unterricht in der Klasse oft schwerwiegend. Da Verena sehr intelligent ist, benötigt sie nur einen Bruchteil der Zeit ihrer Mitschüler, um neuen Unterrichtsstoff zu lernen.
Felix ist 7 Jahre alt
Als Autist hat er eine tiefgreifende Entwicklungsstörung. Er nimmt seine Umwelt anders wahr und versteht oft die Signale seiner Mitmenschen nicht. Daraus resultiert ein gestörtes Kontakt- und
Kommunikationsverhalten. Z.B. kann er nicht mit seinen Mitschülern spielen; er zieht sich lieber mit seinen Autos zurück.
Viele unserer Schüler leben mit mehr als einem Handicap. Zu einem vorherrschenden, oft als Erstes ins Auge fallenden Problem, kommen bei den meisten weitere, die man erst bei genauerem Hinsehen bemerkt. Manchmal ist es schwierig, den Ursachen einer problematischen Lebensentwicklung auf die Spur zu kommen.
Die wenigsten unserer Schüler wachsen in unbelasteten Familien auf.
Viele unserer Schüler
- leben immer seltener in ihren Ursprungsfamilien,
- kommen häufiger aus Ein-Eltern-Familien,
- hatten schon mehrere „Stief“-Väter,
- leben u.a. in Pflegefamilien, Heimen oder im Hotel.
Viele unserer Schüler erleben:
- Erziehungsunfähigkeit ihrer Eltern
- Unterversorgung in jeglicher Hinsicht – materiell, emotional und/oder kognitiv
- Extreme Belastungen durch Arbeitslosigkeit, Armut, hohe Verschuldung
- Gewalt und/oder Sucht
- Eingeschränkte Wohnumfelder
- Struktur- und Perspektivlosigkeit
Häufen sich belastende Faktoren, dann sind bereits bei Kindern und Jugendlichen psychische Erkrankungen zu erkennen, die immer häufiger auch behandlungsbedürftig sind. Die Landesgesundheitskonferenz NRW geht von 10 Prozent behandlungsbedürftig erkrankten Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen aus. Ein ambulantes Setting reicht hier zur Herstellung der psychischen Gesundheit oft nicht mehr aus. Die psychische Erkrankung macht eine stationäre Behandlung in der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik erforderlich.
Unsere Schule hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieser besonders belasteten und gefährdeten Schülergruppe bei ihrem Weg in die schulische Integration behilflich zu sein. Zurzeit umfasst diese Gruppe ca. 30 Prozent unserer Schüler. Sie erhalten an unserer Schule die Chance, sich nach ihrem Aufenthalt in der Klinik in kleinen Lern- und Sozialgruppen behutsam wieder an die Erfordernisse der Alltagswelt anzupassen.